Das auf den Mathematiker Carl Gustav Jacobi (1804 - 1851) zurückgehende Verfahren zur Berechnung aller Eigenwerte und der zugehörigen Eigenvektoren des speziellen Matrizeneigenwertproblems

Spezielles Matrizeneigenwertproblem

mit einer symmetrischen Matrix A arbeitet mit den auf der Seite "Jacobi- und Givens-Rotationen" beschriebenen elementaren Orthogonaltransformationen:

Iterationsverfahren nach Jacobi

Dabei wird die Transformationsmatrix Xk so gewählt, dass ein Matrixelement aq,p zu Null wird. Wegen der Symmetrie der Matrix A, die bei Orthogonaltransformationen erhalten bleibt, wird immer auch das Element ap,q zu Null. Auf der Basis der auf der Seite "Jacobi- und Givens-Rotationen" angegebenen Formel erhält man dafür aus der Bedingungsgleichung

Bedingungsgleichung für das Erzeugen eines Null-Elementes bei der Jacobi-Rotation

nach einigen elementaren Umformungen eine quadratische Gleichung für tan φ:

Bedingungsgleichung für das Erzeugen eines Null-Elementes bei der Jacobi-Rotation als quadratische Gleichung

 Von den beiden Lösungen dieser Gleichung wird die gewählt, die sich so aufschreiben lässt:

Berechnung des Rotationswinkels für eine Jacobi-Rotation

Die sgn-Funktion sorgt dafür, dass im Nenner keine numerische Ziffernauslöschung entsteht. Der Fall aq,p = 0, für den diese Lösung versagt, braucht nicht weiter betrachtet zu werden, weil in dem Fall die Transformation, die ja genau das Ziel hat, dieses Element zum Verschwinden zu bringen, nicht sinnvoll ist und ausgelassen wird.

Es lässt sich zeigen, dass bei Transformationen dieser Art die Summe der Quadrate der Nichtdiagonalelemente

Die Summe der Quadrate der Nichtdiagonalelemente ist beim Jacobi-Verfahren ein Maß für die Abweichung der Diagonalelemente von den Eigenwerten

kleiner wird, so dass sich die Matrizen Ak immer mehr einer Diagonalmatrix annähern. Dass sie tatsächlich und wie schnell sie konvergieren, hängt von der Strategie ab, in welcher Reihenfolge die Nichtdiagonalelemente zum Verschwinden gebracht werden (man beachte, dass bei jedem Schritt vorab bereits erzeugte Nullen wieder verschwinden können).

Beim klassischen Jacobi-Verfahren wird sinnvollerweise jeweils das betragsgrößte Nichtdiagonalement in einem Iterationsschritt zu Null gemacht, das Verfahren konvergiert jedoch auch, wenn in einem Zyklus jeweils alle Nichtdiagonalelemente genau einmal zum Verschwinden gebracht werden (zyklisches Jacobi-Verfahren).

Weil für symmetrische Matrizen eine Ähnlichkeitstransformation

Ähnlichkeitstransformation einer symmetrischen Matrix, die mit einer Orthogonalmatrix auf Diagonalform transformiert

existiert mit der Modalmatrix X, deren Spalten die normierten Eigenvektoren der Matrix A enthalten, und der Diagonalmatrix Λ, deren Diagonalelemente die Eigenwerte von A sind, konvergieren die Ak beim Jacobi-Verfahren gegen eine Diagonalmatrix, deren Hauptdiagonalelemente die Eigenwerte sind. Das Produkt aller elementaren Orthogonalmatrizen Xk konvergiert gegen die Modalmatrix, deren Spalten die zugehörigen Eigenvektoren enthalten.

Der an sich unendliche Prozess des Jacobi-Algorithmus wird abgebrochen, wenn die Nichtdiagonalelemente genügend klein geworden sind. Es lässt sich zeigen, dass zu jedem Diagonalelement ai i einer Matrix A ein Eigenwert λ existiert, so dass

Abbruchkriterium für das Jacobi-Verfahren

gilt (Sk ist die oben definierte Summe der Quadrate der Nichtdiagonalelemente). Damit ist eine interpretierbare Abbruchschranke verfügbar. Man erkennt an dieser Formel auch einen gewissen Nachteil des Jacobi-Verfahrens: Alle Eigenwerte (und damit auch die meist besonders interessierenden kleinsten Werte) werden mit der gleichen absoluten Genauigkeit geliefert (zumindest für die Größenordnung der Fehler gilt diese Aussage).

Die Eigenwerte bilden sich auf der Hauptdiagonalen in der Regel in ungeordneter Reihenfolge (die Zuordnung der Spalten der Modalmatrix zu den Eigenwerten stimmt aber). Eine dünne Besetzung der Matrix A mit von Null verschiedenen Elementen kann im Allgemeinen nicht mit Vorteil genutzt werden.

Im Bereich "Technische Mechanik - interaktiv" findet man das Programm "Symmetrisches Matrizeneigenwertproblem", das exakt nach dem hier vorgestellten Algorithmus arbeitet (und darüber hinaus auch die Lösung des allgemeinen Matrizeneigenwertproblems gestattet). Das ist ein besonders bequemer Weg, alle Eigenwerte und Eigenvektoren des Eigenwertproblems mit symmetrischen Matrizen zu berechnen.

Das Jacobi-Verfahren ist ein sehr anschauliches Beispiel für die Transformation einer Matrix mit Orthogonalmatrizen auf eine spezielle Form (hier: Diagonalmatrix) mit dem Ziel, das Matrizeneigenwertproblem zu lösen. Ähnliche Strategien werden für nichtsymmetrische Matrizen verfolgt, die als Sonderfall immer auch den symmetrischen Fall beinhalten. Diese Verfahren findet man auf der Seite "Hessenberg-Form und QR-Algorithmus".